Das Netzwerktreffen der Plattform Life Sciences 2022
Lebendig. Leidenschaftlich. Lohnend.
Die „Plattform Life Sciences“ hat am 16. November ihre Netzwerkpartner in den Faculty Club G2B (Gateway to Biotech) im Innovations- und Gründerzentrum Biotechnologie (IZB) eingeladen. Die Teilnehmenden genossen beim Netzwerktreffen nicht nur den hervorragenden Blick über den Campus Martinsried, sondern vor allem den lebhaften Austausch zu aktuellen Branchenthemen.
Als wäre die warme Abendsonne am Horizont extra für dieses Wiedersehen eingefangen worden. So leuchtete die Farbe des Begrüßungsgetränks zum Netzwerktreffens der Plattform Life Sciences: Lebendig rot. Eine passende Farbe für das Treffen von rund 30 Vertreterinnen und Vertreter dieser Branche.
Lebendigkeit und Wachstum am Standort
Gleich zu Beginn des Netzwerktreffens unterstrich Dr. Peter Hanns Zobel, Geschäftsführer der IZB-Fördergesellschaft die hohe und positive Wachstumsdynamik der Branche am Beispiel des Martinsrieder Campus. So sei das Zentrum in den letzten Jahren von anfangs 1.000 m2 auf 26.000 m2 angewachsen. Die am IZB bereits ansässigen Start-ups hätten allein seit 2015 insgesamt vier Milliarden EUR Kapital im Rahmen von Deals oder Finanzierungen eingeworben. Und mit Firmen wie Atriva Therapeutics, Tubulis, Insempra und Invitris die jüngst zum Standort hinzu gekommenen seien, setze sich dieser Trend unvermindert fort. Dafür stehe nicht zuletzt auch die Ansiedlung von Andera Partners, so Zobel. Um diesem Wachstum gerecht werden zu können, seien in Martinsried in den kommenden Jahren Investitionen von über 3 Milliarden Euro geplant.
Politik am Puls der Zeit
Die Ansicht, „dass da was geht“, teilte auch Dr. Viola Bronsema, Geschäftsführerin des Biotechnologie-Branchenverbandes BIO Deutschland. Sie verwies jedoch darauf, dass bisher eben nicht genug passiert sei; die Bundesregierung hätte bisher nur von „der Chance“ geredet, Deutschland zum führenden Biotechnologie-Standort der Welt zu entwickeln, sei aber bisher nur ungenügende Commitments eingegangen aus Chancen auch Realitäten werden zu lassen. Und doch gäbe es nun endlich berechtigte Gründe zur Hoffnung, dass nun auch seitens der Politik Bewegung in die Sache käme, so Bronsema. Sie hatte kurz vor dem Netzwerktreffen an einer Veranstaltung der Bundesregierung teilgenommen, bei der Branchenverbände, Forschungseinrichtungen und NGOs dazu eingeladen wurden, konkrete Vorschläge zur Gestaltung der geplanten „Zukunfts-Strategie“ zu unterbreiten.
Viola Bronsema hatte dort über die Aspekte „technologische Souveränität“ und „Technologietransfer über Köpfe“ gesprochen. Sie hob positiv hervor, dass die Strategie auch konkrete, genaue, messbare Ziele und Selbstverpflichtungen beinhalten würde. In den Bereichen Biotechnologie, Life Sciences, Bioökonomie, Innovationsförderung, Unternehmensgründungen sowie verwandten Bereichen wären es bereits 133 Ziele mit Bezugsgrößen. Bronsema bekräftigte gegenüber der Bundesregierung, dass weitere konkretere Selbstverpflichtungen in den Themenfgeldern Mobilisierung von Wagniskapital, Aufbau biobasierter Produktionen, Stärkung des Patenzschutzes und Förderung nachhaltiger Schlüsseltechnologien hinzukommen müssten.
Prävention von „Produkt-Herzinfarkten“
Über Zukunftsstrategien sprach auf dem Netzwerktreffen auch Kerstin Bode, MD, PhD, Managing Director von Bioscience Valuation BSV. Sie erläuterte, wie entscheidend die Bewertung von Life-Sciences-Assets für den Unternehmenserfolg sei und wie man deren „Robustheit“ erhöhen könne. Die einfache Trias „Wirkstoff, Target, Preis“ alleine reiche für eine Markteinführung nicht mehr aus, so Bode; vor allem nicht, wenn Investitionen über mehrere Stadien der Produktentwicklung und Markteinführung verteilt seien.
Entscheidend sei daher die gewählte Bewertungsstrategie, um eine Wertsteigerung zu erreichen. Am Beispiel eines mit einer größeren Pharmafirma verpartnerten Start-ups, zeigte sie auf, wie wichtig Pilotstudien zur Medikamentenwirksamkeit trotz des Kostendrucks seien. Ein robusterer Evidenznachweis wäre jedoch eine Risikominimierung, die sich letztlich auszahle. Hinzukommen müsse auch ein gutes Monitoring von Wertzuwächsen, denn die entsprechenden Zahlen seien für Investoren letztlich entscheidend.
Heilsame Innovationen der Biotechnologie
Wie ein erfolgreicher Proof of Concept aussieht, zeigte Dr. Thomas Gottlieb, Vice President Pharmaceuticals – Commercial Operations ITM Isotope Technologies Munich den Teilnehmenden. Er sprach zum Thema „Theranostik“, die Verzahnung von Therapie und Diagnostik. Konkret stellte er eine Therapieform vor, bei der Tumore mit radioaktiven Isotopen, sogenannten Radionukliden, markiert und bekämpft werden. Dazu werden Moleküle, an denen sich eine Art Käfig (Chelator) befindet, direkt in die Blutbahn gespritzt. Die Moleküle docken im Körper zielgerichtet an den Tumoren an. Je nach Art der Radionuklide machen diese den Tumor in bildgebenden Verfahren sichtbar oder bestrahlen und vernichten die Krebszellen dadurch.
Das Ganze funktioniere nach einem Schlüssel-Schloss-Mechanismus, der eine exakte Lokalisierung von Tumoren im Körper und darauf aufbauend eine zielgenaue Strahlentherapie ermögliche. „We treat what we see and we see what we treat”, so Gottlieb.
Innovationshemmer Dateninsuffizienz
Dr. Jens Wiehler, Geschäftsführer der DigiMed Bayern, BioM Biotech Cluster Development sprach schließlich über die Verfügbarkeit und Handhabe von Gesundheitsdaten in Deutschland. Diese sei für Medtech-, Pharma-, Diagnostik- und Digital Health-Firmen äußerst unzureichend. Auf der Basis einer noch nicht veröffentlichen Studie, die kürzlich auf der Basis von über 130 befragten Firmen entstanden ist, leitete er Handlungsnotwendigkeiten für Politik, aber auch für die Wirtschaft und Wissenschaft ab, um die auf diese Daten zwingend angewiesenen Firmen in Deutschland halten und entwickeln zu können. Abhängigkeiten von Daten aus dem Ausland hätten negative Konsequenzen auf Partnerschaften, die Wettbewerbsfähigkeit und Investitionsentscheidungen.
Befund über den Stand der Life Sciences-Szene
Markus Rieger, Vorstand GoingPublic Media stellte stellte zuletzt den „Biotech & Co.-Basket“ vor: Ein Überblick über 30 Aktien an fünf Börsen, der die wichtigsten Unternehmen aus der DACH umfasst. Die Liste zeigt u.a., dass 64% Prozent der gesamten Marktkapitalisierung auf fünf großen Firmen beruhen, deren Börsenwert größer als eine Milliarde Euro beträgt. Der Basket zeige eindrücklich, dass nicht mehr als zehn Firmen überhaupt im Fokus internationaler Investoren stünden. Die meisten „deutschen“ Firmen hätten zudem keine deutsche Rechtsform gewählt und seien nicht an deutschen Börsen notiert. Zwar sei die Szene insgesamt auch noch sehr jung, aber da „ginge doch definitiv mehr“, so Rieger. Das letzte IPO in Deutschland läge schließlich schon acht Jahre zurück.
Beisammensein
Nach diesen zahlreichen Vorträgen lud die Plattform Life Sciences zum Abendessen. Dort setzten sich die durch die Impulse angeregten und bereits zahlreich begonnen Gespräche leidenschaftlich bis in den späten Abend lebhaft fort – gelebtes, lohnendes Networking!
Das Netzwerktreffen der Partner der Plattform Life Sciences 2021
Face to Face im IZB Martinsried
Partnertreffen in luftiger Höhe
Unter dem Motto „Finanzierung. Investments. Rahmenbedingungen“ trafen sich auf Einladung der Plattform Life Sciences (endlich) wieder einmal Vertreter der Branche persönlich im Martinsrieder Innovations- und Gründerzentrum Biotechnologie (IZB), und das zu besten äußeren Rahmenbedingungen Ende Juli. (siehe nebenstehendes Video und die Fotogalerie)
Zur Einleitung gab Dr. Hubert Birner, Managing Partner von TVM Capital, seine „Sicht auf den Biotech-Standort Deutschland“ wieder und konstatierte: „Die deutsche Biotechnologie hat die Welt gerettet. Die VC-Gesellschaften haben infolge davon viel Geld einsammeln können – es darf also Einiges erwartet werden für die Zukunft.“ Die kurze Keynote des „Chief Genomics Officer“ der Rostocker Firma CENTOGENE, Prof. Dr. Peter Bauer, brachte dann das „C-Thema“ auch in diese coronakonform durchgeführte Veranstaltung. Er schilderte hautnah, wie die US börsennotierte Firma aus dem Segment der „seltenen genetischen Erkrankungen“ die Investoren überzeugen konnte, vollständig auf die Coronatestung umzustellen. Dank dieser Veränderung – auch im Ausbleiben der üblichen Probenmaterialien aus dem eigentlichen Schwerpunktfeld begründet – konnte CENTOGENE das später häufiger medial beschriebene „Modell Rostock“ mit konsequenten Testungen aus nächster Nähe mitgestalten und den Teilnehmern im IZB schildern. Demnach habe in Rostock keine Schule schließen müssen; es seien dort über 50.000 Tests kontinuierlich durchgeführt worden, wovon lediglich etwa eine Handvoll positiv waren. Durch frühzeitige Entdeckung und Isolation konnte damit aber eine Ausbreitung und nachfolgende Gruppenquarantäne mit Schulschließung vermieden werden – und zwar während der gesamten Pandemie.
Dr. Georg Dönges, CFO der lokalen Leukocare, Mieter im IZB mit gewaltigem Expansionsdrang, beschrieb Neuigkeiten in puncto Finanzierung, da es dem Unternehmen gerade gelungen war, einen neuen US-Investor an Bord zu holen. Die eigene Technologiekompetenz in der Medikamentenformulierung sei dafür wie auch für das große Wachstum in der Fläche die Grundlage. Die weiteren Teilnehmer vertraten sowohl lokale Unternehmen wie ChromoTek oder adivo als auch überregional angesiedelte wie Rentschler Pharma aus Laupheim. Neben dem Vertreter aus Rostock hatte auch der CFO der Hamburger Evotec, Enno Spillner, den Weg nach Martinsried gefunden. Er kommentierte das Treffen: „Es ist wunderbar, sich wieder persönlich zu treffen. Aber auch der Mix der Teilnehmer und Themen macht das Ganze sehr interessant und wertvoll.“ Als Eventexpertin zeigte sich auch Pam Putz, Geschäftsführerin der EBD Group in München, hocherfreut über den persönlichen Austausch: „Wir mussten uns selbst ja rasant auf digitale Veranstaltung umstellen und nicht zuletzt der größten europäischen Partneringveranstaltung, der BIO-Europe, fehlt zugegebenermaßen diese persönlichen Begegnungen schon sehr.“
Dr. Rainer Strohmenger, Managing Director und Partner von Wellington Partners, hatte auch einige mahnende Worte im Gepäck, da er es schon als eine „Aufhebung der Gesetze der Schwerkraft“ empfinde, wie viel billiges Geld derzeit die Märkte flute. Die Hoffnung sei dabei immerhin, dass verstärkt europäische Investoren auch in die hiesige Hightechlandschaft investieren würden und nicht mehr nur die USA als Zielgebiet ansähen. Der Hausherr des Martinsrieder Gründerzentrums, Dr. Peter Hanns Zobel, freute sich über das persönliche Treffen sowie die aktuelle Situation der Branche und betonte die Erfolge: „Alleine in diesem Halbjahr haben unsere Mieter bereits Finanzierungsdeals über mehr als 140 Mio. EUR abschließen können – das spricht doch für den Standort und die technologischen Ansätze hier.“ Mit ITM (Garching) war auch so ein Unternehmen vertreten, das in jüngster Zeit für die innovativen Ansätze der Radiopharmazie hohe private Finanzierungssummen einwerben konnte. Auch der jüngste Mieter des IZB, das Start-up mk2 biotechnologies mit Geschäftsführer Dr. Sebastian Mangold freute sich über den Austausch: „Endlich wieder einmal in lockerer Atmosphäre mit anderen Startups und Investoren sprechen zu können, und die ganzen Verästelungen des Netzwerkes zu erleben, das schafft viel Motivation und Vorfreude auf die kommenden Entwicklungsschritte“.
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Fotogalerie 2022
(Fotos: Dominik Gierke)
Video zur Veranstaltung 2021
Fotogalerie 2021
(Fotos: Dominik Gierke)